… und ist auch noch! Ein Busbahnhof in Chemnitz mit spektakulärem Pylonendach. Geplant und errichtet wurde der Bau in den 1960er Jahren mit hohem ästhetischen und wissenschaftlichen Anspruch: die Bauakademie der DDR ließ ihn als technischen Experimentalbau durch den Architekten Johannes Meyer und den Bauingenieur Christian Weise ausführen. Ein Experiment der Tragwerkslehre, ein Experiment in der Zusammenarbeit von Architekt und Ingenieur und nicht zuletzt ein ästhetisches Experiment, dessen beeindruckendes Ergebnis hohen Identifikationswert entfaltet. Ankommen in Chemnitz heißt ankommen unter dem Pylonendach.

Chemnitz Busbahnhof. Denkmalschutz für die Ostmoderne.
Ankommen unter dem Pylonendach, User:KolossosChemnitz-Busbahnhof2, Bildausschnitt IfO, CC BY-SA 3.0

Das 1.200 Quadratmeter große Dach, freitragend an Stahlseilen aufgespannt, macht den Busbahnhof mitsamt seiner Umgebung aus Klapperbrunnen, Aktienspinnerei, Schillerplatz und den Fassaden des Brühl-Quartiers zu einem einzigartigen Zeugnis ostmoderner Verkehrs- und Architekturgeschichte. 

2019 plante die Stadt Chemnitz, den Busbahnhof zu translozieren, also an seiner jetzigen Stelle abzubauen und vor dem Chemnitzer Eisenbahnhof wieder aufzubauen. Ungewiss war dabei, ob diese Translokation gelingen und ob sie überhaupt stattfinden würde. Es war zu befürchten, dass das Bauwerk zerbrechen oder gänzlich verschwinden könnte.

Ostmoderner Experimentalbau, Aarp65Busbahnhof Chemnitz 01, Lithografie und Bildausschnitt IfO, CC BY-SA 3.0

Einige, viele, Menschen in Chemnitz und Expert:innen aus der Architekturszene deutschlandweit sahen diese Planungen mit großer Skepsis und wandten sich dagegen mit einem offenen Brief. Letztlich entschied die Stadt aus finanziellen Gründen, den Busbahnhof an Ort und Stelle zu belassen und ihn umzunutzen. Und: eine Gruppe aus Künstler:innen und Wissenschaftler:innen hatte sich nun gefunden, um sich die Arbeit mit dem ostmodernen Erbe zur gemeinsamen Aufgabe machen.

Wie es weiterging? Siehe Teil 2 der Institutsgeschichte.